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Adventure

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Campaign Date

3. - 9. Charassa  

 

Group Name

Upandals Befreier

 

Group Members

Kordrion, Elementarist K6, 18.950 LP

Teldormir, Schütze K6, 18.600 LP

Ban, Glücksritter, K6, 19.600 LP

Fiachna, Kriegerin K5, 16.100 LP, trotz Abwesenheit

 

Written By

Ban Rybyty

 


  

Werte Scholaren, werte Bibliothekare, werte Leser,

 

wovon ich Euch hier berichten muss, wird mit Sicherheit als einer der schandhaftesten Punkte von Upandals Befreier sein. Und doch gehört auch dieser Teil der Geschichte zu unserer Legende. Da ich aber keine Worte finde, um das Geschehene ein weiteres Mal niederzuschreiben um einer Geschichte gerecht zu werden, werde ich eine Abschrift aus meinem Tagebuch darbieten. An dieser Niederschrift ist nichts geschönt, an dieser Niederschrift ist alles so, wie ich es aus meiner Erinnerung wieder geben kann. An dieser Niederschrift haftet der Makel der Schande.

 

Ban Rybyty

Ritter von Hier und Da

 

 

3. Charrassa

Nach fünf Tagen des Reisens erspähten wir Erja'n, die verfluchte Heimat Kantriss; ein überschaubares Örtchen, dem auf den ersten Blick wenig sonderbares abzugewinnen ward. Vielleicht 25 Häuser. Teils aus Stein, Teils aus Holz mit Lehm gedeckt. Ein Ort halt wie viele.  

Jedoch Kordrions misstrauisches Gemüht empfand jegliches Fehlen von Wällen und Palisaden für einen Gegend wie diese als sonderbar. Und die einzigen Sicherheitsbauten, die das Dorf umgaben, waren der Türme vier, welche - Teldormirs Erfahrung entsprechend - eher das Innere des Dorfes sichern wollten als das, was sich von außen nähert.

Mit diesen fragwürdigen Tatsachen im Hinterkopf, näherten wir uns dem Dorf mehr oder minder unvoreingenommen.

Fiachnas Zustand ist bedenkenswert. Und trotz meines Grolls stimmte mich ein treffen auf Namensgeber in ihrem Zustand besorgt. 

Das folgende Ereignis sollte zu allem Übel auch noch den Eindruck vertiefen, dass Leute die in einer Gegend leben, dem Blutwald so nahe, Fremden ein hohes Maß an Misstrauen zollen.

Geschätzte zweihundert Schritt vor dem Dorf erschallte ein Horn, und kurz darauf lief uns eine Abordnung zweier leichtgerüsteter Elfen entgegen, die uns an einem Punkt in Empfang nahmen, der mit Sicherheit in Schussreichweite der Türme sein sollte.

Nach einigen schroffen elfischen Worten geleitete uns die Abordnung - welche aus einer Elfe und einem Elfen bestand - zum Kutschhaus, in dem wir auch nicht außer Augen gelassen werden.

In dem Kutschhaus selber war noch eine zweite Gruppe untergebracht, eine menschliche Familie aus der Nähe von Iopos und ihr zwergischer Kutscher. 

Die Laune des Zwerges entsprach im etwa der meinigen. Jedoch war der Zwerg genervt von der fehlenden Fähigkeit der Elfen, ordentliches Bier zu brauen, und dem Unvermögen, ob eines gebrochenen Rades weiterzureisen.

Meine Launen hingegen wollen sich nicht so leicht erklären lassen. Doch tun sie mir nicht gut; und sie scheinen mir die Kontrolle meiner Disziplin vergällen zu wollen.

Da Teldormir nicht Teldormir wäre, würde er für solche Fälle nicht immer einen Tropfen Bier mit sich führen, um einen verdurstenden Artgenossen eine Bieroase in einer Wüste aus elfischen Weinen und heißen Suden aus Kräutern und Früchten zu sein, besserte sich die Laune des Zwerges - und auch der Familie von Menschen - sichtbar. 

Teldormir erführ, das die Familie auf dem Weg nach Altmark sei, um ihre Kinder Teldormirs Stiftung des freien Geistes zu übergeben. Sicherlich wäre ich unter normalen Umständen stolz gewesen, auf die Erfolge, welche Tels Stiftung in Bersaive feiern mag.

Doch an einem Abend wie diesem, ist mir jede Erinnerung an Bindungen gleich einem blanken Stück Metalls im Herzen.

So zog ich meine Kapuze aus schweren Loden tief in mein Gesicht, um zu vermeiden, dass irgendwer den Herrn Liberung erkennen mag - der mir so ähnlich sieht.

Ich bestellte mir einen Eintopf - der den Namen nicht würdig war - eine Karaffe Wein, deren Inhalt sich auch in einer Existenzkriese zwischen mittelmäßigem Essig und abgestandenen Wasser befand, und setzte mich alleine an einen Tisch, der von den anderen abgelegen war.

Fiachna stand während der ganzen Zeit wie ein treues Pferd, welches von seinem Herrn vor einem geschlossenen Gatter zurück gelassen wurde, in der Mitte des Raumes. Irgendwann, überwältigte mein Mitleid meine Launen und ich holte Sie zu mir an den Tisch. 

Derweil versuchte Kordrion in seiner für ihn typischen verbalgeschickten Art etwas über Kantriss, der verdorbenen Tiermeisterin herauszufinden. Als uns die Elfen mit der - wie man es von Elfen aus dieser Gegend erwarten wollte - typischen Blasiertheit entgegneten, lief für mich das sinnbildliche Fass über; ich nahm mir vor nur noch im triefenden Sarkasmus oder noch besser gar nicht zu antworten. Dies sollte mir auch nicht zu schwerfallen, da die Elfen sich zu schade waren, mit uns in einer anderen Sprache zu reden als der ihnen eigens obliegenden.

Teldormir war mit seinem Talent für Sprachen in der Lage uns zu übersetzen, was die Elfen sprachen. 

Sie erzählten, dass vor nicht ganz einem Jahreslaus ihr Ort von der Grimmigen Armee Heim gesucht wurde, und diese die Einwohner angeblich internierte, folterte und quälte, um einen der unaussprechlichen Schrecken aufzuscheuchen und niederzustrecken. Die Türme seien die letzte Erinnerung an diese Besetzung gewesen. 

Die Suche der Grimmigen Armee soll hier erfolglos geblieben sein. Aber eine theoretische Verbindung zu Kantriss, die zu dieser Zeit nicht mehr hier verweilte, war nicht von der Hand zu weisen. Und auch der Umstand, dass das Haus von Kantriss Familie samt der darin lebenden Namensgeber verbrannt wurde, scheint ein starkes Indiz für diese Theorie zu sein.

Jedenfalls war es Teldormirs 'Silberzunge', welche die grimmige Grundstimmung der elfischen Wächter soweit niederwiegen konnte, dass sie uns das eine oder andere erzählten. 

Auf elfisch, wie sich verstehen mag.

Im Gespräch kommt auf, dass wir Kantriss erschlagen haben. Der Umstand, dass wir mit einer Befleckten zu schaffen hatten, machte die Abgeordneten nervös. Sie forderten uns auf, unser Kunsthandwerk zu zeigen, und ich wurde nervös. Nicht, weil ich glaubte, meiner musischen Gabe wäre ein Abbruch getan worden, sondern mehr wegen Fiachna. Auch wenn dieser arrogante Masters meine, ein vollbrachtes Kunstwerk sein kein Beweis für die Reinheit der Seele, so war ein nicht vollbrachtes Kunsthandwerk doch keine gute Diskussionsgrundlage.

Teldormirs aufwendiges Zusammenstecken, Aufblasen und Stimmen der Sackpfeifen, verschafften mir Zeit zum denken, doch auch wenn ich mir das Gehirn zerrieb, so wollte mir keine Idee kommen. Kein glücklicher Schicksalswink brachte mir eine Eingebung, kein zufälliges Erhaschen einer Kleinigkeit wollte sich mir erschließen.

Schlussendlich war es Kordrion, der in einem Geistesblitz seine Darbietung verpatzte, um die Aufmerksamkeit von Fiachna zu lenken. Ich nutzte die Bresche und trat die Flucht nach vorne an. Ich erklärte diesen Wachen, die durchaus in der Lage waren, die gemeine zwergische Sprache zu sprechen, dass ihre Anschuldigungen lächerlich seien. Jedoch seien wir nicht gewillt, nur auf Grund kleingeistiger Idiotie ein ganzen Dorf niederzubrennen, da sie zum einen dachten, sie könnten es mit uns aufnehmen, und zum anderen, - und das brachte ich so betroffen wie es mir möglich war hervor - dass Upandals Befreier eine Gefahr für redliche Bewohner Barsaives darstellen könnte.

Wir richteten eine Lagerstatt kurz außer Sichtweite von Erja'n ein und schliefen bald, ob der Strapazen der letzten Tage. Da Fiachna derzeit keine wahre Verantwortung auferlegt werden konnte, teilten wir die Wache durch drei. 

 

 

4. Charrassa

Bis auf einen kurzen Ausflug unserer Kriegerin schien die Nacht für uns ereignislos verlaufen zu sein.

Anderes galt für die Bewohner von Erja'n. Die beiden Elfen, die uns bewachten, (Railor und Raschem waren ihre Namen) wurden in der Nacht in Ihren Betten erschlagen. 

Welch schreckliches Ende für eine Legende.

Mögen ihre Taten im Leben größer gewesen sein, und mögen die Passionen ihre Lieder in die Ewigkeit tragen.

Wir waren es, die von den Dorfbewohnern beschuldigt wurden. Zum einen wegen der Beschuldigung des Betreibers des Kutschhauses, der uns unterstellte, wir seien im Streit gegangen. Zum anderen - und dieses Indiz war schwer zu widerlegen - weil der Phönix in einem Opfer gefunden wurde. Geromes Münze lag dem zweiten Opfer bei, was wir aber erst viel später bemerken sollten.

Geblendet von der Wut über diese infame Beschuldigung, war ich bereit alles zu geben, um unsere Unschuld zu beweisen. 

Im Gegensatz zu Kordrion, der in seiner Art hinter jeden unverständlichem Ereignis das Werken von schrecklichen Wesen und verderbten Gesellen vermutet, bot ich meinen Strukturgegenstand an.

Die Erfahrung sollte mir später zeigen, dass es manchmal besser ist, auf Kordrion zu hören.

Nach dem wir die Bedingungen unserer Untersuchungen verhandelt hatten - Tel, Fiachna und ich gaben die Gegenstände, die unsere Gruppenstruktur verankert, Kordrion sein Grimoir - wurde uns eine Wache zur Seite gestellt um mögliche Fragen zu beantworten. 

Wie sich rausstellte, verstand er unsere Sprache, war jedoch nicht in der Lage uns zu antworten. Dem selben Problem standen sich die beiden Toten wohl auch gegenüber; woraus sich dieses arrogante Auftreten ableiten ließ, welches sie vielleicht gar nicht beabsichtigten.

Eigentlich wollte ich erst die Leichen begutachten, die direkt in der Halle lagen, in der wir uns, ob unserer Taten beschuldigt, auch befanden. 

Aber (und hier kann ich nicht sagen, ob es Segen war oder Fluch, dass wir einem anderen Verlauf folgten. Unter normalen Umständen stünde sich diese Frage in keinster Weise. Jedoch, die Ereignisse der letzten Tage lassen mich zweifeln.) Zuerst suchten wir das Haus von Raschem auf. Laden und Türen waren alle geschlossen und schienen Tels Untersuchung nach unberührt und nicht manipuliert gewesen sein. Das Opfer wurde im Schlaf mit dem Phönix erschossen. Tel vermutet das es aus kurzer Distanz erfolgte, und der Täter mensch- oder elfengroß war.

Als nächstes wurde ich mir gewahr, dass es klug wäre die Leichen zu sehen, und wir gingen zurück zur Halle. Dort angetroffen sollte uns ein unsägliches Grauen erwarten. 

Ein Wurmschädel.

Er war gerade im Begriff, den Hauptmann der Dorfgardai buchstäblich in Stücke zu reißen. 

Die Wache, welche uns zugeteilt wurde, fiel in eine gnädige Ohnmacht, Tel und ich konnten erst gar nicht begreifen was unsere Augen dort sehen, und unsere Füße taten einen großen Satz zurück, ohne dass wir es gut- oder schlechtheißen konnten. Ausschließlich Kordrion Abr Wyrda ward sich der grausamen Situation sofort bewusst, und wirkte einen Zauber. Und auch wenn dieser, diese Kreatur - ein Wurmschädel wie sich später herausstellen sollte - nicht aufzuhalten vermochte, so hat er Teldormir und mir die nötige Zeit errungen, die wir brauchten, um uns klar zu machen, dass wir wirklich sehen, was in der Halle gerade vonstatten geht.

Die Kreatur begann arkane Zeichen in die Luft zu malen. Sie ergaben für mich keinen Sinn, aber dass eine Kreatur, der sich das Fleisch in Streifen von den Knochen löste, nichts Redliches im Schilde führte, benötigt keine zusätzliche Erklärung. Ich stürmte auf den Mardenspucker zu, um ihm eine schweren Hieb mit meiner Langaxt zu versetzen, doch er tänzelte mich mit einer Leichtigkeit aus, die das Bild seines wurmzerfressenen Körpers lügend straft.

Dann vernehme ich über dem Chaos, was sich eingestellt hat, das Teldormir Befehle schnauzt.

Ich folge seinem militärischen Instinkt, und sehe im Augenwinkel, wie die beiden Leichentücher, unter denen sich die ermordeten Elfen befinden, regen.

Ich renne zur Tür, und sehe, wie Teldormir mit seinem Pulverfass rumhantiert. Kordrion scheinen die Animation der Leichen ebenfalls bemerkt zu haben, und bedenkt diese ebenfalls mit einem Zauber, sodass eine sofort wieder in ihren reglosen Status verfällt.

Ich sehe gerade noch Kordrion aus der Tür hechten, als ich hinter die Eingangstür in Deckung husche, als Teldormir sein Fass in die Halle wirft. Es gibt einen riesigen Knall. Der von einem großen Feuerstoß aus allen Fenstern und Türen begleitet wird. Die Reste dieser Begegnung werde ich von einem schmerzhaften Fiepen auf den Ohren begleitet werden. 

Durch die Druckwelle wird die noch bewegende Leiche durch die Tür katapultiert, und dieses Mal trifft die Schneide meiner Axt ihr Ziel.

Mein Blick wandert zur Kordrion, und ein kalter Schauer läuft mir, trotz der Hitze, die aus dem brennenden Haus schlägt, den Rücken hinunter.

Ich sehe, wie sich erst sein Oberschenkel, ein Augenblick später sein Arm in einer den Passionen lästerlichen Weise winkelt. Jeder Bewegung ging ein Knirschen mit ein, die das Pfeifen in meinen Ohre übertönte und welche nur einem brechenden Knochen genüge wird. 

Als nächstes barst die steinerne Wand neben mir, und ein brennender Tisch traf mich genau auf der Brust.

Ich rappelte mich auf und versuchte, die wehrhaften Dorfbewohner zu uns zu rufen, als die Kreatur - der aus allen natürlichen und unnatürlichen Körperöffnungen Würmer entstiegen, um an anderer Stelle wieder zu verschwinden - uns von dem Betreten der Hütte abriet.

Diese Einladung konnte ich mir nicht nehmen lassen, und ich stürzte durch die Tür in den Raum, der von Rauch und Flammen geflutet war. Ich war mir sicher, dass dies mein sicherer Tod sein wird, jedoch hoffte ich, auf diese Art die Aufmerksamkeit von Kordrion zu ziehen, der noch immer auf der Türschwelle lag. 

Mir schoss Keena in den Sinn. Doch so leid es mir tat, ich musste meine kindlichen Schwur in dieser Situation zurück stellen.

Abermals schlug ich nach der Kreatur, und wieder tanzte er mich - dieses Mal zusätzlich durch Rauch und Feuer geschützt - aus. 

Im nahezu gleichen Moment bricht ein riesiger Feuerstrahl über den Wurmschädel hinein. Ich schaue in die Richtung, aus welcher der Stoß kam, und sehe Kordrion, schmerzerfüllt am Türrahmen gelehnt, herabrutschen. Als nächstes bemerke ich noch ein Zucken unter mir, und sehe, wie ein Bolzen, der am Boden unter mir abprallt und der Abscheulichkeit genau in die Höhle stößt, die einst sein rechtes Auge gewesen sein mag.

Plötzlich lacht der Unhold und spricht, dass er uns gewarnt habe. Als wäre die Zeit aus Angst vor diesem Wesen erstarrt, strich eine modrige Hand, dessen Gestank sogar den Rauch übertünchte und mich zum Würgen bringen wollte, mein Gesicht. Danach schritt dieses dämonische Wesen auf Kordrion zu, um auch ihn über die Haut zu streichen. 

Gerade noch mit der Übelkeit ringen sehe ich, wie sich Kordrions Haut wie in einer perversen Choreographiere von seinem Körper aufrichtet und um seinen Körper tanzt, um dann schlicht zu Boden zu fallen.

Ich begreife, dass auch mich dieses schreckliche Schicksal ereilt, und mit einem mal weicht die Übelkeit dem Schmerz.

Fast wahnsinnig vor Schmerzen begreife ich noch, dass ich aus dieser brennenden Todesfalle hinaus muss. Ich sehe den Wurmschädel kurz vor der Türschwelle. Wenn wir eine Chance haben wollen, diese Kreatur zu erlegen, so brauchen die Bogenschützen eine freie Schussbahn auf den Unhold.  

Die Schmerzen, die mir diese Kreatur bereitete, waren die größten, die ich je ertragen musste. Aber viel zu bald sollte ich feststellen, es war nicht das Schlimmste, was diese Kreatur für mich bereit hielt. Ich stürze zur Tür, und mit einem großen Satz umschließen meine Arme die Hüften des modrigen Körpers. Durch den Aufprall schienen alle Schmerzen dieser Welt auf einmal über mir zusammen zu brechen, und ich wünschte das Bewusstsein zu verloren. Gefangen in einer Sphäre aus Schmerzen kniete ich da vor dem Haus und war jeder Wahrnehmung beraubt, aber die ersehnte Ohnmacht wollte nicht kommen.

Doch auch das war nicht das wahre Ausmaß an Schmerz, welches mir diese Kreatur bescheren sollte.

Hinterher erfuhr ich, dass auch Tell gehäutet wurde und während sich alle Anwesenden - mit Ausnahme von Fiachna, welche dem Geschehen teilnahmslos beiwohnte - in Schrecken abwanden, ging der Wurmschädel in aller Seelenruhe zurück ins brennende Haus, um das zu holen, wegen dem er hier war... 

Der Pfand, den wir dem Hauptmann überlassen hatten.

 

 

9. Charrassa

Die Tage bis heute haben wir damit verbracht, und von der Begegnung mit dem Wurmschädel zu erholen. Und jetzt bin ich an einem Punkt angelangt, an dem ich wünschte, er hätte uns erschlagen.

Es stellte sich heraus, dass der Wirt wohl derjenige war, der uns die Morde anhing. Er scheint mit Dämonen im Pakt gestanden zu haben, und hat diesen Pakt mit seinem Leben bezahlt. Er ward noch am Tag, an dem der Wurmschädel unsere Habseligkeiten raubte, tot aufgefunden worden.

Heute Morgen konnte ich noch nicht begreifen, was der Horror mit unseren Strukturgegenständen anstellen wollte. Verstand nicht, warum er uns erst einen Mord anhing, um uns dann als Helden in dem Dorf dastehen zu lassen. 

Und als aller letztes hätte ich jemals glauben können, das wir die Chance einen benannten Dämonen aus dieser Welt zu tilgen vereiteln und, mit diesem auch noch paktieren. 

In den Tagen der Genesung habe ich mir mehr als einmal diese verdammten Kelldrin herbei gewünscht. Masters war mit Sicherheit mit Vorsicht zu genießen. Aber er scheint eine verlässliche Quelle zu sein, wenn es um solch unverständlichen Kauderwelsch geht. Und auch wenn ich es schwerlich offen zugeben werde. Ich vertraue ihm.

Am Abend fühlte sich Kordrion wieder gut genug um in der näheren Umgebung außerhalb des Ortes sein Karmaritual zu vollführen.

Kurze Zeit später kam er wieder und in seinen Augen spiegelten verhaltenen Triumph wieder. Er meinte, dass er eine Möglichkeit hätte, Fiachna zu läutern. 

Mein Herz machte einen gewaltigen Satz. Doch als ich Kordrions Blick sah, wusste ich, dass diese Läuterung einen hohen Preis mit sich trug.

Der Wurmschädel war abermals aufgetaucht. Dieses mal doch nicht um zu Morden oder zu stehlen, sondern um zu verhandeln. Er bot Kordrion an, uns für den Stab aus dem Besitz von Kantriss unsere Strukturgegenstände zu überlassen, und sich der Beseitigung von Fiachnas Mal anzunehmen.

Kordrion, Teldormir und ich diskutierten die Für und Wider sehr lange und ausgiebig. 

Und ich musste mich dabei ertappen, wie ich abwog. Ich sammelte für mich Argumente, ich verglich sie, wog sie ab, und wertete. Ich tat all das, was einem Glücksritter nur im Wege stehen kann. 

Abermals wünschte ich mir Masters herbei. Wieso dieser Handel? Wieso kommt dieses Ungetüm nicht, um sich zu nehmen was es will? Wieso der Umweg über unsere Strukturgegenstände?

Bei allem Abwägen kam mir die Erinnerung, dass ich Fiachna versprach, alles zu tun, um sie von diesem Mal zu befreien, so wie ich es für jeden anderen von Upandals Befreiern tun wollte.

Auch Kordrion und Teldormir stimmten ein. Wir rüsteten uns. Sollte uns dieses Kreatur - wie zu erwarten sein mochte - über den Tisch ziehen, wollten wir uns so teuer wie nur geht verkaufen. Und bevor er das Objekt seiner Begierde aus unseren toten Händen zieht, sollte er reichlich Blutgeld zahlen.

Wir kamen an die vereinbarte Stelle, an der sich der Wurmschädel mit dem Boden verschmolz. 

So wie von Kordrion beschrieben tauchte er auf. Ich sah in sein modriges Gesicht, das keinen Augenblick ruhig war, da es immerzu von Würmern durchzogen war, und wusste, was wir hier tun, ist Fall.

Als würde es ihn belustigen belehrte das Ungetüm uns darüber, dass der Stab seinem Meister gehöre. Und das der Stab nicht entwendet werden kann, sondern übergeben gehört.

Der Wurmschädel legte unser Kleinod nach einer Aufforderung ohne zu Zögern in Fiachnas Hände, die dem ganzen Geschehen nur teilnahmslos beiwohnte.

Dann galt es den Stab zu übergeben. Jede Faser meines Körpers schrie, das es falsch sei. Dass es eine bessere Möglichkeit gäbe als einem Schrecken seinen Willen zu erfüllen. 

Solch ein Mechanismus, welcher verhinderte, das sich der Horror die Dinge einfach nimmt, muss mehr zu bedeuten haben. Wie können wir es sein, die diesen Mechanismus umgehen?

Kordrion gab den Stab aus der Hand und eine eisige Hand legte sich um mein Herz. 

Auf die Frage, ob der Wurmschädel das Mal nun entferne, erwiderte er, das er dazu nicht in der Lage sei. Aber er wolle bei seinem Meister ein gutes Wort für uns einlegen.

In diesem Moment waren meine Befürchtungen in die Realität umgeschlagen. Meine Beine gaben unter mir nach. Ich fiel auf die Knie und Tränen bahnten sich ihren Weg über mein Gesicht.

Der Wurmschädel lachte. Doch ich konnte nicht anders. Die Wut auf diesen Dämon mischte sich mit der Angst um Fiachna und den Zorn auf uns selber. Meine Emotionen bildeten einen Schleier und die Welt bestand nur noch aus diesem Diener und mir. Die Verzweiflung überwältigte mich und der Wurmschädel schien in meinem Schädel zu lachen. Ich stammelte Dinge vor mich hin. 

Dann zog der Horror ein Messer. Kurz keimte Hoffnung auf. Ich dachte, nun sei es endlich vorbei. Doch dann drehte er die Klinge um mir den Griff dazu bieten. 

Ja, ich könnte es auch selber tun. Ich beende es einfach zu diese Zeit an diesem Ort. Meine Hand hob sich und wollte nach dem Dolch greifen. Doch dann spürte ich die Hände von Kordrion und Teldormir auf meinen Schultern ruhen. Und mit einem Mal war mir klar, was der Wurmschädel wollte. 

Mein Leid ist im sicherlich süß. Doch gerade das Leid von Fiachna, aber auch von Teldormir und Kordrion wären noch unendlich viel sinnlicher, wenn ich nun nachgebe.

Der Wurmschädel verschwindet und auch ich muss hier weg. Auf dem Weg zurück zur Herberge werfe ich alles ab, was ich an mir trage. Ich will weg, ich kann mich nicht umbringen. Aber ich kann aussetzen. Wer anderes sein. Mich meinem Alter Ego hingeben.

Nicht für immer, aber für eine Weile.

Plötzlich höre ich Tel auf mich einreden. Höre mich sagen, ich wolle alleine sein. Er bietet mir seine Begleitung nach Eidolon an, als plötzlich die Tür aufgeht.

Mit einem mal steht Masters da. Ich bin mir sicher wahnsinnig zu werden. Doch es ist mir egal. Ich schließe ihn in die Arme. Heule wie ein kleines Mädchen und frage ihn, warum er erst jetzt kommt.

Doch das nächste, was er sagt, sollte mir keinen Trost schenken. Ganz im Gegenteil. Folgende Worte brannten sich mir unauslöschlich ins Gedächtnis. Sie tanzten mir noch Stunden später in den Ohren, und auch jetzt höre ich sie immer wieder hinter meiner Stirn hin und her hallen:

"Mit dem Stab sind wir in der Lage ein Ritual zu vollführen, das den Dämon vernichtet."